Tumorschmerz

1.1 Allgemeines

Den Tumorschmerz an sich gibt es nicht. Man muß unterscheiden zwischen unterschiedlichen Schmerzarten hervorgerufen durch verschiedene Lokalisation von Tumoren und ihrer Tochtergeschwülste.

Man kann im wesentlichen folgende Schmerzarten unterscheiden:

Vor Beginn eine Therapie von „Tumorschmerzen“ muß sorgfältig geprüft werden, ob ein kurativer oder auch palliativer Therapieansatz in Form von Chemotherapie, Strahlentherapie oder auch eine operativer Eingriff einen positiven Einfluß auf die Schmerzen haben kann. Eine Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen/ der behandelden Onkologin ist somit unerläßlich.



1.2 Knochenschmerzen

Knochenschmerzen, hervorgerufen zumeist durch osteolytische, seltener auch durch osteoplastische Metastasen, lassen sich häufig durch eine Radiatio positiv beeinflussen. Die Bestrahlung veringert auch das Risiko einer pathologischen Fraktur, die eine weitere Schmerzverstärkung bedeuten würde.

Dabei ist folgendes zu überlegen. Ist der Tumor strahlensensibel? Ist ein Bestrahlung in dem entsprechenden Gebiet noch möglich? Ist dem Patienten ein zumeist täglicher Transport in eine strahlentherapeutische Einrichtung zuzumuten? Muß der Patient stationär aufgenommen werden? Übernimmt die Krankenkasse ggf. Transportkosten? Gibt es frakturgefärdete Knochenbezirke, die evt. einer sofortigen chirurgischen Intervention bedürfen?

Verspricht ein chemotherapeutischer Ansatz Aussicht auf Erfolg?

1.2.1 Hemmung der Osteoklastenaktivität

Das Vorranschreiten der Osteolysen und somit eine Schmerzreduktion kann durch eine Therapie mit Clodronsäure (Ostac®) oder Pamidronsäure (Aredia®) erreicht werden. Aredia® wird in einem Abstand von vier Wochen einmal infundiert, während bei Ostac® nach einer initial intravenösen Einleitung die Therapie in oraler Form fortgesetzt wird. Die Kosten sind in etwa vergleichbar. Bei Patienten mit implantiertem Port ist die intravenöse Therapie mit Aredia® nicht unbedingt ein Nachteil.

1.2.2 Therapie mit Analgetika

Die Therapie von Knochenschmerzen kann ansonsten gemäß dem WHO-Stufenschema erfogen, wobei bei der Anwendung von Opiaten und Opioden auf eine retardierte Applikationsform zurückgegriffen werden sollte. Die Einnahme sollte nach Plan und nicht nach Bedarf erfolgen. Bei außergewöhnlichen Belastungen, die erwartungsgemäß zu einer Schmerzverstärkung führen, kann dem Patienten auch eine schnell wirksame, nicht retardierte Aplikationsform verordnet werden (z. B. Morphinlösung oder Sevredoltabletten). Als vorteilhaft hat sich die insbesondere die Kombination aus Opiat + Metamizol (z.B. Novalgin®) erwiesen.

1.3. Neuropathische Scmerzen

Neuropathische Schmerzen entstehen bei Tumoren z.B. durch die Infiltration eines Plexus. Sie sind durch ihren brennenden Charakter gekennzeichnet. Häufig verstärkt sich der Schmerz in der Nacht.

1.3.1 Therapie mit Analgetika und Co-Analgetika

Eine Therapie kann z. B. mit Antidepressiva erfolgen, die die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Bei Schmerzen mit einschießender Komponente ist die Anwendung von Carbamazepin von Nutzen. Entgegen der weitläufigen Meinung sind auch Opiate und Opioide bei diesem Schmerztyp gut wirksam.

Neben diesen Standardmedikamenten gibt es auch vereinzelt positive Berichte über eine Therapie mit Ketamin, was aber derzeit eher experimentellen Charakter hat. Ketamin ist derzeit auch nicht in einer oralen Applikationsform im Handel.

1.3.2 Therapie mit Peridualkatheter (PDK)

Bei nicht ausreichender Wirksamkeit der üblichen Medikation mit Analgetika auf oralem, transdermalem oder intravenösem Wege kann auch eine Therapie mit einem Peridualkatheter erfolgen, der sowohl mit Lokalanästhetika, Opiaten oder auch Ketamin (noch in der Erprobung) beschickt werden kann.

Dieser Form der Therapie sind jedoch Grenzen gesetzt. Im ambulanten Bereich kann die Versorgung eines PDK erhebliche Probleme bereiten. Was geschieht z.B. wenn der Katheter am Wochenende disloziert? Ferner kann auch die Anlage eines Katheters bei Tumorpatienten aufgrund einer mangelhaften Gerinnung problematisch sein. (z.B. niedrige Thrombozytenzahlen bei Knochenmarkssuppresssion, sonstige Ursachen einer verzögerten Gerinnung z.B. DIC, Leberinfiltration)

Kapseldehnungsschmerz

Sehr häufig tritt im Rahmen einer Tumorerkrankung ein Befall der Leber mit Metastasen auf. Bei entsprechender Größe der Metastasen kann es zu einem sogenannten Kapselschmerz kommen, der als dumpfer, ziehender, schlecht lolalisierbarer Schmerz im Oberbauch wahrgenommen wird.

Eine Besserung der Beschwerden ist durch Gabe von Fortecortin® möglich. Der Effekt tritt nach spätestens 48 Stunden ein. Das Prinzip ist eine Verminderung des Ödemes um die Metastase herum, wodurch die Raumforderung kleiner wird und der Druck auf die Kapsel abnimmt.






Zuletzt bearbeitet 21.09.1998